Methylenblau

Methylthioniniumchlorid. Ist ein Farbstoff mit verschiedenen Anwendungen.

 

Mich interessieren die medizinischen Aspekte. Durch einfache Googlesuche wird mir erklärt wofür es unter anderem verwendet wird:

 

1. ein Antidot bei Methämoglobinämie


"Methylenblau wird als Gegenmittel bei Vergiftungen mit Substanzen eingesetzt, die Methämoglobin bilden, einem Zustand, bei dem Hämoglobin nicht in der Lage ist, Sauerstoff zu transportieren."

 

Also wenn ich ein Gift einnehme, dass meine roten Blutkörperchen so verändert, dass sie kein Sauerstoff mehr transportieren können, dann gibt man Methylenblau.

 

Da frage ich mich was gibt es denn noch für Umstände die vllt auch nur schrittweise zu solchen Einschränkungen führen. Also schaue ich mir die Ursachen der Methämoglobinämie an.

Es wird grob unterteilt in angeboren und erworben. Bei den angeborenen gibt es Enzymdefekte und Strukturdefekte des Hämoglobins  >> interessiert mich erstmal nicht.

 

Bei den erworbenen Teilen wird es interessant: die häufigste Form ist toxisch oder medikamentös bedingt. Genannt werden..

  • Lokalanästhetika - Benzocain, Prilocain (z.B. bei Zahnbehandlungen,..)
  • Nitrate/ Nitrite - Trinkwasser mit hohem Nitritgehalt, oder Aufputschmittel wie "Poppers"
  • Antibiotika - Dapsone, Sulfonamide, Nitrofurantoin
  • Malaria-Mittel - Chloroquin, Primaquin
  • sonstige Mittel - Anilin, Naphthalin,..

Weitere Risikofaktoren die genannt werden..

  • Alter - ältere Menschen mit Nebenerkrankungen zu einer Grunderkrankung, Säuglinge unter bestimmten Bedingungen
  • Umwelt/ Ernährung - Nitratreiches oder außerordentliche Belastung
  •  Genetik - Heterozygote Träger (wenn defekte Gene und gesunde gleichzeitig da sind), familiär bedingte Hämoglobinopathien
  • Gesundheitliche Belastungen - Anämie, Herzinsuffizienz, Lungenerkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen, die den Stoffwechsel beeinträchtigen, Kombination aus mehreren auslösenden Faktoren

Ich bin etwas enttäuscht. Ich dachte da kommt sowas wie W-Lan-Strahlung als Stressfaktor der Erbgut schädigt und so zunehmend stoffwechselbedingt die Erholung der Blutkörperchen behindert, bis hin zur Erschöpfung. Und die Lösung wäre dann Methylenblau. Haha ;) Dennoch ist es interessant und gibt ein paar Hinweise wann man es verwenden könnte.

 

2. Mitochondriale Funktion

 

Mitochondrien, "Kraftwerke der Zellen", produzieren ATP, was als universeller Energieträger & Regulator in Zellen funktioniert. Die Herstellung umfasst die Elektronentransportkette (=Atmungskette, =oxidative Phosphorylierung), bei der Elektronen über Enzyme übertragen werden, ihre Energie gewonnen wird und schließlich ATP erzeugt. ATP braucht die Zelle zum Beispiel zur chemischen Arbeit wie Synthese von organischen Molekülen, osmotische Arbeit wie Stofftransport oder mechanische Arbeit wie bei der Muskelkontraktion.
Während der ATP-Herstellung können Elektronen aber auch entweichen und sich mit Sauerstoff zu einem freien Radikal (hauptsächlich Superoxid) verbinden. Mitochondriopathien oder verschiedene Substanzen (Cyanid, Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffmonoxid,..) hemmen diesen Prozess, diese Atmungskette (genauer Ablauf der Atmungskette Link).

 

Methylenblau schnappt sich die entwichenen Elektronen und führt sie der ATP-Herstellung wieder zu & es wird vermehrt mitochondriales Wasser gebildet. Es bilden sich dann also weniger von den Radikalen, wir haben weniger oxidativen Stress & gleichzeitig ist die Ausbeute von ATP wieder größer.

 

Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter > Warburg-Effekt.
Vor der oben beschriebenen Atmungskette findet eine Glykolyse statt. Glucose wird zu Pyruvat abgebaut und durch Citratzyklus und Atmungskette entsteht ATP.

ABER bei Tumorzellen oder bei Sauerstoffmangel findet eine anaerobe Glykolyse statt: Pyruvat wird zu Ethanol (alkoholische Gärung) und Lactat (Milchsäuregärung) gewandelt. Dies wird als Warburg-Effekt bezeichnet. Dieser Stoffwechsel liefert Bausteine für Zellvermehrung und kann die Tumormikroumgebung beeinflussen. An diesem Punkt findet die anaerobe Glykolyse statt, selbst wenn Sauerstoff vorhanden ist.

 

Methylenblau dreht diesen Prozess wieder um > der anaerobe Stoffwechsel wird zu einem aeroben, die Zelle stellt sich wieder um (Studie über ein Glioblastom bei dem man das beobachtet hat Link).

Hier ist auch wichtig zu erwähnen, dass es ein Prozess ist. Kein Schnipps und alles ist wieder gut. So wie ein Krebs sich oft über Jahre entwickelt, kann Methylenblau vielleicht die Zelle motivieren wieder aeroben Stoffwechsel zu betreiben, trotzdem ist es eine Zelle die kaum Sauerstoff hat, in einem sauren Milieu agiert, eben große Herausforderungen hat. Die Freude über Methylenblau kann man verstehen, aber ein nüchterner Umgang mit einer Situation ist hilfreich und motivierend. Trotzdem sehen wir, dass der Stoffwechsel der Zelle wieder umgestellt werden kann, was total krass ist.

 

3. Neuroprotektion

 

"Darüber hinaus sorgt Methylenblau in Neuronen und Astrozyten für eine schützende Wirkung gegen verschiedene Angriffe in vitro und in Nagetiermodellen der Alzheimer-, Parkinson- und Huntington-Krankheit. ... Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es immer mehr Belege dafür gibt, dass eine Verstärkung der mitochondrialen oxidativen Phosphorylierung durch alternativen mitochondrialen Elektronentransfer eine Schutzwirkung gegen neurodegenerative Erkrankungen bieten und die Ausbreitung von Krebserkrankungen hemmen kann."(Link)

 

4. Wundbehandlung

5. Antioxidans

6. Potentielle Anwendungen

  • Methylenblau in Kombination mit photodynamischer Therapie induziert selektiven und massiven Zelltod menschlischer Brustkrebszellen (Link), hilft bei verschiedenen Krebsarten( Darmtumoren, Karzinom, Melanome)(Link)
  • Methylenblau steigert autophagische Prozesse(einfach ausgedrückt Recycling von Zellen), hemmt Zelltodprozesse nach Schlaganfall zeigt diese Studie (Link)
  • Methylenblau erhöht die Sauerstoffaufnahme & ATP-Bildung
  • erhöht den Glukoseverbrauch
  • senkt Milchsäurebildung
  • starkes Antioxidans
  • hemmt Prolaktin
  • hemmt Östrogen
  • erhöht Schilddrüsenhormone und senkt TSH
  • erhöht Testosteron
  • Wirkt gegen Viren - es soll die RNA-Signalisierung und Enzymfunktion eines Virus stören. Es tötet nachweislich einige Viren ab oder stoppt deren Vermehrung: HIV, Hep B, Coronaviren, .. . Als kostengünstige Behandlungsoption bei Covid-19 (Link). Wie wäre es wenn die Regierung zur Pandemie jedem Haushalt eine Flasche Methylenblau zugeschickt hätte?, mit Hinweisen zu Risiken, aber auch Anwendungen. Lustig.
  • Hilfreich bei Alzheimer, Parkinson
  • stärkt kognitive Fähigkeiten und Gehirngesundheit
  • wirkt stärkend bei Depressionen, Autismus
  • Schmerzmittel?
  • Herzgesundheit
  • Anti-Aging-Effekte zur Langlebigkeit der Haut (Link)
  • Schädigende Wirkung von Eisen im Gehirn und auf das Nervensystem konnte durch Methylenblau verändert werden. In der Studie ging es um eine Überbelastung von freiem Eisen im Gehirn, was dann zu erhöhten Entzündungen, etc geführt hat. (Link)
  • Methylenblau geht über die Blut-Hirn-Schranke
  • bei Parkinson & anderen chronischen Erkrankungen die durch oxidativen Stress und Neurodegeneration gekennzeichnet sind gibt es vielversprechende Verbesserung (Link)

 Wichtige Hinweise

  • kann in höheren Dosen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel verursachen
  • Lagerung im Kühlschrank

Wer sollte es nicht nehmen?

 

  • Schwangere - MB könnte eine fehlbildungsfördernde Wirkung haben. Der Stoff kann die Plazentaschranke passieren und hat eventuell neurotoxische Wirkungen auf das entwickelnde Gehirn des Fötus.
  • Stillzeit - MB geht in die Muttermilch über, Neugeborene haben aber eine unausgereifte Leber, weshalb sie MB nicht gut genug verstoffwechseln können und es zu Nebenwirkungen wie Methämoglobinämie kommen kann.
  • Nieren-/Leberschäden - MB wird in der Leber verstoffwechselt, über Niere ausgeschieden. Bei Schäden in diesen Bereichen kann es zur Anreicherung kommen und in Folge zu toxischen Schäden
  • Menschen mit Methämoglobinämie wegen NADH-Mangel - MB wird nicht bei Menschen mit NADH-Cytochrom-b5-Reduktase-Mangel eingesetzt, weil es nicht funktioniert oder sogar kontraproduktiv wirkt.
  • bei Personen mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PD-Mangel) kann es bei Einnahme zur hämolytischen Anämie kommen
  • Menschen die serotenerge Medikament nehmen: MB ist ja ein MAO-Hemmer, das kann den Serotonin-Spiegel im Gehirn erhöhen. Dies kann in Kombination mit anderen Medikamenten zu einem Serotonin-Syndrom führen: Antidepressiva: SSRIs, SNRIs, MAO-Hemmer // Trizyklische Antidepressiva // Serotonin-freisetzende Substanzen: MDMA, Amphetamine // Opioide mit serotogener Wirkung: Tramadol, Fentanyl // Migränemedikamente: Triptane
    Bei Verdacht auf Serotonin-Syndrom (Unruhe, Zittern, hohes Fieber, Schweißausbrüche) ärztliche Hilfe holen

Fragen

  • Ich will es nicht nehmen, weil es synthetisch ist.
    Das sehe ich grundsätzlich genauso. Ich möchte keine synthetischen Stoffe einnehmen (neben dem ganzen Mist den ich trinke & esse ;) ), bin nicht für Nahrungsergänzungsmittel, die helfen in der Tiefe nicht, halten eher den Motor am Laufen. Man sieht es auch einfach daran, dass Symptome die gelindert worden wieder kommen wenn das Zeug abgesetzt wird. Die helfen also nicht wirklich.
    Aber zur Frage - die Belastung hat sich verändert, die Mitochondrien haben andere Herausforderungen. Jetzt schaut man gerade auf einen Bildschirm der einem nicht gut tut. Methylenblau bringt aber Veränderung & Ausgleich. Es hat eher eine unterstützende Wirkung, gibt dem Körper also auch Raum, statt Nahrungsergänzungsmittel die ihm sagen was er tun soll.
  • MB hat mich ausgelaugt oder müde gemacht, wieso?
    Herxheimer-Reaktion, es wirkt antiparasitär und antimikrobiell, tötet schädliche Bakterien oder Parasiten im Darm ab, die dann evtl. Gifte absondern, die uns dann belasten. Es gibt eine Studie, die aber zeigt, dass keine guten Darmbakterien abgetötet werden, sondern nur welche die wir nicht wollen. Ich denke das hängt mit dem Oxidationspotential zusammen > unsere guten Bakterien haben eine schwachere Tendenz Elektronen abzugeben, während körperfremde meist schneller abgeben. Daher werden diese eben auch schneller oxidiert.
  • Kann ich es mit anderen Arzneimitteln, Antidepressiva mischen?
    Die niedrigste mir bekannte Dosis, die zu einem Serotonin-Syndrom führte, war bei einem Mädchen die SSRIs(Wirkstoffe zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen, etc. ..) mit MB kombinierte und 70mg einnahm. Ich kann es nicht empfehlen zu kombinieren, und falls man es doch tun möchte dann nur unter Aufsicht eines kompetenten Arztes.
  • Verfärbt es Zähne?
    Künstliche Zähne verfärben sich. Um die Farbe zu neutralisieren kann man MB mit Orangensaft mischen. Ansonsten kann man es mit etwas Wasser mischen und es verhindern. Es verfärbt zwar die Oberflächen eine Zeit lang, aber die Farbe verblaßt schließlich.